Candide No. 9 — 6/2015 — Essay.

Mariana Mogilevich
Ambulante Therapie: Psychologien der Pedestrianisierung in New York und Kopenhagen

Wie kommt es, dass Projekte zur Schaffung von Fußgängerzonen ein Milieu der Konvivialität erzeugen konnten, ohne zu einer wirklichen Erweiterung bürger­schaftlichen Engagements beizutragen? Ein Rückblick auf Fußgängerprojekte in New York City und Kopenhagen enthüllt die zentrale Rolle der Psychologie bei der Produktion und dem Erleben öffentlichen Raumes. Psychologische Theorien und experimentelle Techniken liegen den unterschiedlichsten Projek­ten zugrunde, die den öffentlichen Raum im Dienst der Selbstverwirklichung und des Glücks umgestaltet haben, von den zeitweiligen Straßenschließungen im New York der 1970er-Jahre bis Kopenhagens Superkilen und dem fiktiven Steinstadt von heute. Doch die Beförderung des Wohlbefindens im städtischen Raum vollzog sich größtenteils im Dienste wirtschaftlicher Entwicklung und Konkurrenz, nicht des bürgerschaftlichen Engagements. Macht man sich an eine Historisierung der „glücklichen Stadt“, so gilt es die Ansprüche zu über­prüfen, die von Psychologen, Planern und Gestaltern für die Neuerschaffung von Stadtstraßen erhoben wurden.

Candide No. 9, 6/2015

BIG, Topotek 1, Superflex: Superkilen, 2012