Candide No. 1 — 12/2009 — Fiktion
Bei uns in der Stadt
Kindliche Lebenswirklichkeiten und fiktive Stadträume in deutschsprachigen Fibeln
Architekturvermittlung erfolgt vor allem durch populäre Bildmedien. Eine besondere Prägung erfährt seit Mitte des 19. Jahrhunderts jedes deutschsprachige Schulkind durch Darstellungen von Architektur und Stadt in seiner Fibel. Diese zeigen fast ausnahmslos fiktive, typisierte Situationen. Anhand eines historischen Längsschnitts zeigt Ulrich Pantle auf, wie durch dieses Massenmedium eine anhaltende Konditionierung architektonischer und städtebaulicher Leitbilder im kollektiven Bewusstsein stattfindet. Die Fiktionalität, mit dem ein Idealtyp vom freistehenden, stadtnahen Häuschen bis heute forciert wird, kann sowohl negativ aufgrund seiner stadträumlicher Unmöglichkeit aber auch positiv, augrund seiner utopischen Potenzials gewertet werden.