Candide No. 8 — 09/2014 — Fiktion
Chemotaxopolis
In einer Zeit, in der die Architektur sich immer mehr den Formen der Natur angleicht, sieht sich die australische Stadt Melbourne einem unkontrollierbaren Organismus ausgesetzt, der die materielle Substanz der Stadt reorganisiert und in sich aufnimmt. Dieser Organismus, den die Einwohner Muronoma nennen, frisst sich langsam seinen Weg durch Wohnzimmer und Arbeitsplätze und hinterlässt auf seinem Weg vernetzte, korallenartige Tunnel – Lebensräume für eine neue Wildnis im Herzen der Stadt. Die amerikanische Journalistin Gabriella Canui reist nach Melbourne, um einen Artikel über diesen Organismus und seine Auswirkungen auf das tägliche Leben der Melbourner zu schreiben. Sie verschwindet jedoch spurlos und liefert ihren Artikel nie ab. Nach ihrem Verschwinden vermuten die CIA und ihr lokaler Verbündeter die Australian Security Intelligence Organization (ASIO), dass Gabriella dem Architecture and Urbanism Bio- Terrorist Underground Syndicate, auch bekannt als AUBTUS, beigetreten ist. Als die UNESCO beginnt, eine umfassende Untersuchung des Muronoma-Phänomens einzuleiten, fordert sie die CIA-Akte über Gabriella Canui an, einschließlich ihrer Notizen und transkribierten Interviews. Diese Akten schildern den Beginn von Chemotaxopolis.