Candide No. 6 — 10/2012 — Analyse
Das McAppy-Projekt.
Wie Cedric Price das Systemdenken in die moderne Architektur integrierte
Der Ruf des britischen Architekten Cedric Price als radikaler Erneuerer seiner Disziplin ist nach wie vor maßgeblich durch das Fun-Palace-Projekt (ca. 1963–1965) geprägt. Aufbauend auf bislang unveröffentlichtem Archivmaterial, stellt dieser Artikel die weitere Entwicklung seines Werkes anhand des McAppy-Projektes (1973–1975) dar. Price nutzte darin Konzepte aus Systemtheorie und Kybernetik, um eine am Nutzer ausgerichtete Architektur zu entwickeln. Er interpretierte die Stadt als soziales und gebautes System, das durch die Aktivitäten seiner Bewohner, durch Artefakte und durch Technik kontinuierlich neu gestaltet wird. Ziel des McAppy-Projektes sowie vieler seiner Folgeprojekte war es, dem Menschen durch organisatorische Instrumente und räumliche Eingriffe Möglichkeiten anzubieten, seine Umgebung eigenverantwortlich zu gestalten. Damit erweiterte Price die Disziplin der Architektur um einen strukturalistischen Gestaltungsansatz, in dem er die Stadt als kulturelles Produkt betrachtete, das aus den Beziehungen zwischen technischen Artefakten und Bewohnern entsteht.