Candide No. 4 — 07/2011 — Essay.
Der Architekt als Bricoleur.
Irénée Scalbert nimmt die existenzielle Verwirrung in der Architektur zum Anlass, um sich näher mit der Idee des Architekt-Bricoleurs zu befassen. In den 1970er Jahren entwarfen Kritiker wie Charles Jencks und Colin Rowe unter dem Einfluss von Claude Lévi-Strauss das Bild eines Architekten, der den Schutt der Kultur durchkämmt. Heutzutage, im ökologischen Zeitalter, ist der Architekt mehr Robinson Crusoe denn Gelehrter, der aus dem Wrack der Kultur rettet, was er kann, und sich das, was die Natur bietet, zunutze macht. Der Architekt-Bricoleur, so Scalbert, wird weder modern sein, indem er sich für die Verbesserung des Gemeinwohls einsetzt, noch postmodern, indem er versucht, Sensationelles zu schaffen. Er wird, im Sinne Bruno Latours, vormodern sein, indem er neue wie alte Techniken kreativ nutzt und Umstände und Zufall in seine Arbeit mit einbezieht.