Candide No. 6 — 10/2012 — Editorial
Editorial Candide Nr. 6
Inhaltlich beginnt die Ausgabe mit einer grundsätzlichen Feststellung zum Verhältnis von Kunst und Wissenschaft. Nicht ohne Interferenzen berühren und überlagern sich die Wissensfelder von Architekturtheorie und Akustik. Der Beitrag von Sabine von Fischer lädt ein zur Besichtigung einer verschlungenen Grenzlinie und lässt dabei Adolf Loos, Herman Sörgel und Siegfried Ebeling zu Wort kommen.
Auf eindrucksvolle Weise belegt der Beitrag von Tanja Herdt, dass das architektonisch-kybernetische Denken von Cedric Price nicht bei der Dynamik von Kultur-Palästen haltmacht, sondern sich bis in die Planung von Bauabläufen erstreckt und dabei die Bedürfnisse der Arbeiter mit einbezieht.
Seit Jahren werden die Sprengungen franzoÅNsischer Grosssiedlungen in explosiven Bildern festgehalten. Sandra Parvu und Alain Guez empfehlen uns einen radikalen Bilderverzicht, um die mediale Schockstarre aufzulösen. Sie komponieren aus Zeitzeugenstimmen ein nuancenreiches Nachdenken über die Wirklichkeit suburbaner Lebenswelten, deren Takte und Akkorde hellhörig machen.
Murielle Hladik begibt sich in die Gärten der Erinnerung, um jene erbaulichen und denkwürdigen GegenstaÅNnde in Augenschein zu nehmen, die das französische Künstlerpaar Anne und Patrick Poirier mit archäologischer Akribie im Laufe einer langen Schaffensperiode freigelegt und ausgestellt hat.
Die Ausgabe schliesst mit Fragen: Kann ein vorbildliches Bauwerk die Welt verändern? Welche Entwürfe und Modelle sind heute in der Lage, dem Begriff der Nachhaltigkeit Kontur zu verleihen? Andres Lepik spricht mit Anna Heringer über den politischen Gehalt partizipativ geplanter Bauten und über die einfache Schönheit ihrer Herstellung.