Candide No. 9 — 6/2015 — Projekt

Filippo De Pieri, Gaia Caramellino
Mittelschichtwohnen im Nachkriegsitalien: Auf der Suche nach Hausgeschichten

Ein Forschungsprojekt zu 23 nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Wohn­bauten für die Mittelschicht von Mailand, Rom und Turin eröffnet ein neues Kapitel der Geschichte des italienischen Massenwohnungsbaus. Entscheidend ist das Vorgehen der über 20 am Projekt beteiligten Architekten und Histo­riker, die anhand eines umfangreichen Korpus neuer schriftlicher und mündli­cher Quellen die Mikrogeschichte von Alltagsbauten zu einem experimentel­len Vergleich weiterentwickeln. Diese „serielle Geschichte“ erzählt nicht nur die Hausbiographien aus der Perspektive der beteiligten Akteure, die diese Gebäude teilweise über Jahrzehnte geprägt haben. Sie legt auch die vielfälti­gen Querbeziehungen der institutionellen Vernetzung und territorialen Ein­bettung offen und wirft so einen neuen Blick auf die urbanen Wachstumspro­zesse des italienischen Wirtschafswunders. Im vorliegenden Beitrag erörtern zwei der Projektleiter, Gaia Caramellino und Filippo de Pieri, ihre Methode anhand ausgewählter Beispiele und präsentieren zum Schluß drei offene Forschungsfragen.

Candide No. 9, 6/2015