Letter from the Editors No. 6
The issue begins with a fundamental statement on the relationship of science and art. The influence of the knowledge of acoustics on architecture theory has not been wihout interferences and contradictions. In her essay, Sabine von Fischer invites us to review an imprecise boundary as articulated by Adolf Loos, Herman Sörgel, and Siegfried Ebeling.
Tanja Herdt shows us that Cedric Price’s architectural-cybernetic thinking did not end with the dynamics of palaces of culture, but extended all the way to improving construction site processes based on the close observation of workers’ needs.
For years now, the demolition of large-scale housing estates in France has been broadcast in explosive images. Sandra Parvu and Alain Guez recommend a radical end to the consumption of images in order to move beyond the paralysis caused by the shock. Using fragments of oral history, they have created a nuanced composition reflecting on the reality of our suburban lives; its rhythms and chords make us listen closely.
Murielle Hladik enters gardens of memory to look closely at the remarkable and memorable objects revealed and exhibited through archeological meticulousness by the French artist couple Anne and Patrick Poirier in the course of their long career.
The issue concludes with questions. Can an exemplary building change the world? Which proposals and models could give specificity to the concept of sustainability today? Andres Lepik speaks with Anna Heringer about the political implications of buildings realized through participatory planning and about the simple beauty of their production.
Editorial Candide Nr. 6
Inhaltlich beginnt die Ausgabe mit einer grundsätzlichen Feststellung zum Verhältnis von Kunst und Wissenschaft. Nicht ohne Interferenzen berühren und überlagern sich die Wissensfelder von Architekturtheorie und Akustik. Der Beitrag von Sabine von Fischer lädt ein zur Besichtigung einer verschlungenen Grenzlinie und lässt dabei Adolf Loos, Herman Sörgel und Siegfried Ebeling zu Wort kommen.
Auf eindrucksvolle Weise belegt der Beitrag von Tanja Herdt, dass das architektonisch-kybernetische Denken von Cedric Price nicht bei der Dynamik von Kultur-Palästen haltmacht, sondern sich bis in die Planung von Bauabläufen erstreckt und dabei die Bedürfnisse der Arbeiter mit einbezieht.
Seit Jahren werden die Sprengungen franzoÅNsischer Grosssiedlungen in explosiven Bildern festgehalten. Sandra Parvu und Alain Guez empfehlen uns einen radikalen Bilderverzicht, um die mediale Schockstarre aufzulösen. Sie komponieren aus Zeitzeugenstimmen ein nuancenreiches Nachdenken über die Wirklichkeit suburbaner Lebenswelten, deren Takte und Akkorde hellhörig machen.
Murielle Hladik begibt sich in die Gärten der Erinnerung, um jene erbaulichen und denkwürdigen GegenstaÅNnde in Augenschein zu nehmen, die das französische Künstlerpaar Anne und Patrick Poirier mit archäologischer Akribie im Laufe einer langen Schaffensperiode freigelegt und ausgestellt hat.
Die Ausgabe schliesst mit Fragen: Kann ein vorbildliches Bauwerk die Welt verändern? Welche Entwürfe und Modelle sind heute in der Lage, dem Begriff der Nachhaltigkeit Kontur zu verleihen? Andres Lepik spricht mit Anna Heringer über den politischen Gehalt partizipativ geplanter Bauten und über die einfache Schönheit ihrer Herstellung.
Authentische Architektur.
Im vorliegenden Gespräch geht Andres Lepik dem Verständnis von Wissen in der Arbeit von Architektin Anna Heringer auf den Grund. Gerade weil es Heringer in ihren Planungs- und Bauprozessen um die soziale Verantwortung des Architekten geht, ist die Frage, wie und ob über ihre hauptsächlich in Lehmbauweise errichteten Einzelprojekte übertragbare Modelle und Strategien entwickelt werden können. Heringer plädiert sowohl für Studierende im industrialisierten Westen als auch für die in Entwicklungsländern am Bau tätigen Arbeiter für ein Wissen, das auf praktischer Erfahrung beruht. Das Gespräch fand im Frühjahr 2012 an der Harvard Graduate School of Design statt, an der sowohl Heringer als auch Lepik 2011/12 ein Loeb- Fellowship innehatten.
Authentic Architecture.
Andres Lepik challenges architect Anna Heringer to reflect upon the role of knowledge generation and
knowledge transfer in her work. Precisely because the architect’s social responsibility plays a critical role in Heringer’s approach to design and construction, the question is how she is able to develop, via single projects built in earth construction, models and strategies that are replicable. Heringer advocates knowledge based on practical experience, both for students in industrialized nations as well as for construction workers in developing countries. The conversation was conducted at the Harvard Graduate School of Design in the spring of 2012, where both Heringer and Lepik held a Loeb Fellowship in 2011/12.