Epistemologie der Maschine in der Architektur.

Die zeitgenössische Architektur ist geprägt von radikalen, formalen Experimenten, die vor allem durch Computerprogramme und computergesteuerte Maschinen möglich geworden sind. Diese anspruchsvolle Art der architektonischen Formgebung erfordert die Meisterung der Berechnung räumlicher Geometrien – das heißt ein Entwurfswissen, das vielfach hoch spezialisiert ist und besondere Schwierigkeiten bei der Umsetzung bereitet. Maschinen, einschließlich Computer, bieten die Möglichkeit, dieses Wissen auf anwenderfreundliche, wiederholt abrufbare Art und Weise zu speichern. Derartige Maschinen stellen den Benutzer vor bestimmte erkenntnistheoretische Herausforderungen, indem sie die der Maschine zugrunde liegenden Systeme abstrahieren und den Benutzer von ihrer operativen Logik trennen. Sie erfordern folglich mehr Instrumenten- und weniger Entwurfswissen. Während Architekten heute zunehmend die Beziehung zwischen Entwurfswissen und Instrumentenwissen ausloten, lassen sich aus den im 19. Jahrhundert üblichen, als Entwurfsund Berechnungshilfen genutzten mechanischen Zeichenmaschinen etliche Lehren ziehen. Im historischen Kontext können wir zentrale Bezüge zwischen Instrumentenwissen einerseits und Entwurfswissen andererseits erkennen, welche die Grundlagen für ein Verständnis unseres heutigen, zunehmend mechanisierten Entwerfens bilden.

A Machine Epistemology in Architecture.

Contemporary architecture is preoccupied with radical formal experimentation, enabled in particular by the computer and computer-controlled machines. Such ambitious architectural form-making requires a virtuosic mastery of spatial geometry, a specific kind of design knowledge that is often specialized and difficult to deploy. Machines, including computers, provide a way of encapsulating this knowledge in a more usable and repeatable way. Such machines raise certain epistemic challenges: they abstract systems and detach the user from operative logic, requiring more instrumental and less design knowledge from the user. While contemporary architects are increasingly testing the relationship of design knowledge to instrumental knowledge, we may draw lessons from the broad use of mechanical drawing instruments for design and design-based computation in the nineteenth century. In this historical context we can see key relationships between instrumental knowledge and design knowledge that are fundamental to understanding our own increasingly mechanized approach to contemporary design.