In Praise of Situated Experimentalism

Experimental spaces are simultaneously spaces of possibility, experience, and action. In them openness prevails and boundaries, substances, and processes are constantly re-negotiated and realigned with changing goals. This article reports on the experimental construction of a rammed earth pavilion in the garden of the ancient Hoogcruts Abbey (NL). Two construction phases, undertaken more than a year apart, resulted in the construction of earthen walls and a bamboo roof. The conceptual and material aspects of the process were also worked out through a system of documentation and graphic notation.

Editorial

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Editors’ Letter

Editors’ Letter.

Editorial

Photographs capture what, without them, would be carried away by the flow of time. Photographs are visual constructions. They create still images of transformation processes. As snapshots of urban change, photographs visualize processes such as migration flows, urban growth, real estate speculation, and the decay of neighbourhoods. By means of photographs, visible sections of reality turn into statements, narratives, documents, and testimonies. Photographic images are an integral part of numerous cultures of knowledge. They belong to the observation and research practices of cultural anthropology, ethnography, and urban sociology. How is the medium of photography used in the analytical and planning practice of urbanism? Which clichés and stereotypes are confirmed or deconstructed? And how much scope is left for artistic inventions?

Fotografien halten fest, was ohne sie vom Fluss der Zeit davongetragen würde. Fotografien sind visuelle Konstruktionen. Sie erzeugen Standbilder von Transformationsprozessen. Als Momentaufnahmen des urbanen Wandels machen Fotografien Migrationsströme, Stadtwachstum, Immobilienspekulation und den Verfall von Quartieren sichtbar. Mittels Fotografien werden sichtbare Ausschnitte der Wirklichkeit zu Aussagen, Erzählungen, Dokumenten und Zeugnissen. Fotografische Bilder sind fester Bestandteil zahlreicher Wissenskulturen. Sie gehören zu den Beobachtungs- und Forschungspraxen von Kulturanthropologie, Ethnografie und Stadtsoziologie. Wie wird das Medium Fotografie in der zugleich analytischen wie auch planerischen Praxis des Urbanismus verwendet? Welche Klischees und Stereotypen werden dabei bestätigt oder dekonstruiert? Und wie viel Spielraum bleibt für künstlerische Erfindungen?

Stichwortgeber Hermann Czech

Stichwörter mobilisieren. Sie bringen Diskussionen in Gang und Gemüter in Wallung. Stichwörter liefern keine hieb- und stichfesten Definitionen. Dort, wo sie auftauchen, entsteht Klärungsbedarf. Im Rahmen einer Ver­anstaltungsreihe des Lehr- und Forschungsgebiets Architekturtheorie der RWTH-Aachen übernahm der Wiener Architekt Hermann Czech die Rolle des „Stichwortgebers“. Czech gehört zu den wichtigsten Architekturtheoretikern unserer Zeit. Schreibend und bauend umkreist er seit Mitte der 1960er-Jahre den Möglichkeitsraum der Architektur. In seinem Aachener Vortrag erläuterte Czech die konkreten Verhältnisse von Begriffen und Bauten in seinem eigenen Werk. Czechs Vortrag wurde zur Grundlage für weitere Einladungen. In drei Folgeveranstaltungen griffen Ernst Hubeli, Ullrich Schwarz, Urs Füssler, Jörg Leeser, Wilfried Kuehn und Marcel Meili die czechschen Stichworte auf, um diese weiterzuentwickeln und zu verwandeln. Ein Bericht.

Cue-Giver Hermann Czech

Mobilize the cues. They get discussions going and raise the temperature. Cues provide no hard-and-fast defini­tions. Where they turn up, there is a need for clarifica­tion. In the context of a series of events at the Faculty of Architecture RWTH-Aachen University, the Viennese architect Hermann Czech took on the role the role of “cue-giver.” Czech is one of the leading architectural the­oreticians of the age. Writing and building, he has, since the mid-nineteen-sixties, been circumnavigating architec­ture’s space of possibilities. In his Aachen lecture, Czech explained the concrete relationships of concepts and buildings in his own work. The lecture by Hermann Czech became the foundation for further invitations. In three follow-up events, Ernst Hubeli, Ullrich Schwarz, Urs Füssler, Jörg Leeser, Wilfried Kuehn, and Marcel Meili picked up on Czech’s cues in order to develop them further and trans­form them. A report.

Letter from the Editors No. 6

The issue begins with a fundamental statement on the relationship of science and art. The influence of the knowledge of acoustics on architecture theory has not been wihout interferences and contradictions. In her essay, Sabine von Fischer invites us to review an imprecise boundary as articulated by Adolf Loos, Herman Sörgel, and Siegfried Ebeling.

Tanja Herdt shows us that Cedric Price’s architectural-cybernetic thinking did not end with the dynamics of palaces of culture, but extended all the way to improving construction site processes based on the close observation of workers’ needs.

For years now, the demolition of large-scale housing estates in France has been broadcast in explosive images. Sandra Parvu and Alain Guez recommend a radical end to the consumption of images in order to move beyond the paralysis caused by the shock. Using fragments of oral history, they have created a nuanced composition reflecting on the reality of our suburban lives; its rhythms and chords make us listen closely.

Murielle Hladik enters gardens of memory to look closely at the remarkable and memorable objects revealed and exhibited through archeological meticulousness by the French artist couple Anne and Patrick Poirier in the course of their long career.

The issue concludes with questions. Can an exemplary building change the world? Which proposals and models could give specificity to the concept of sustainability today? Andres Lepik speaks with Anna Heringer about the political implications of buildings realized through participatory planning and about the simple beauty of their production.

Editorial Candide Nr. 6

Inhaltlich beginnt die Ausgabe mit einer grundsätzlichen Feststellung zum Verhältnis von Kunst und Wissenschaft. Nicht ohne Interferenzen berühren und überlagern sich die Wissensfelder von Architekturtheorie und Akustik. Der Beitrag von Sabine von Fischer lädt ein zur Besichtigung einer verschlungenen Grenzlinie und lässt dabei Adolf Loos, Herman Sörgel und Siegfried Ebeling zu Wort kommen.

Auf eindrucksvolle Weise belegt der Beitrag von Tanja Herdt, dass das architektonisch-kybernetische Denken von Cedric Price nicht bei der Dynamik von Kultur-Palästen haltmacht, sondern sich bis in die Planung von Bauabläufen erstreckt und dabei die Bedürfnisse der Arbeiter mit einbezieht.

Seit Jahren werden die Sprengungen franzoÅNsischer Grosssiedlungen in explosiven Bildern festgehalten. Sandra Parvu und Alain Guez empfehlen uns einen radikalen Bilderverzicht, um die mediale Schockstarre aufzulösen. Sie komponieren aus Zeitzeugenstimmen ein nuancenreiches Nachdenken über die Wirklichkeit suburbaner Lebenswelten, deren Takte und Akkorde hellhörig machen.

Murielle Hladik begibt sich in die Gärten der Erinnerung, um jene erbaulichen und denkwürdigen GegenstaÅNnde in Augenschein zu nehmen, die das französische Künstlerpaar Anne und Patrick Poirier mit archäologischer Akribie im Laufe einer langen Schaffensperiode freigelegt und ausgestellt hat.

Die Ausgabe schliesst mit Fragen: Kann ein vorbildliches Bauwerk die Welt verändern? Welche Entwürfe und Modelle sind heute in der Lage, dem Begriff der Nachhaltigkeit Kontur zu verleihen? Andres Lepik spricht mit Anna Heringer über den politischen Gehalt partizipativ geplanter Bauten und über die einfache Schönheit ihrer Herstellung.

Zürich, 1971.

Die Hochschulintrige um die Berufung Aldo Rossis und die Mediendebatte um Jörn Janssens experimentelles Seminar sind nicht nur eine entscheidende Episode für die Weichenstellung der Hochschulpolitik an der ETH Zürich zu Beginn der 1970er-Jahre. Der Eklat steht auch für einen Leitbildwandel der europäischen Architekturdebatte vom Gesellschafts- zum Kulturprojekt. Im Laufe dieses Paradigmenwechsels zielte die Hochschulleitung darauf ab, die Kernkompetenz der architektonischen Disziplin wieder auf den Entwurf zu konzentrieren und – mittels entsprechender Deutungen von Aldo Rossis Autonomiebegriff – die gesellschaftliche Relevanz des architektonischen Projekts explizit von politischen Fragen zu lösen. Vierzig Jahre später trafen sich zwei der damaligen Protagonisten zu einem Gespräch in Paris. Jörn Janssen und Bruno Reichlin, damals Assistent von Aldo Rossi, diskutierten über die Hintergründe des Eklats, erinnerten sich an die Reformerwartungen, den Realismus und die Desillusion der post-1968er-Zeit und erläuterten die politische Motivation und theoretische Grundlage ihres damaligen Handelns. Das Gespräch zeigt die Berührungspunkte zwischen den gemeinhin als unvereinbar geltenden Haltungen von empirischer Gesellschaftskritik und architektonischer Autonomie.