Self-Localization of Migrants and Photographers in Cities via Self-Images
Self-images of both migrants and photographers mark their localities in cities and, thus, their self-positioning in the spaces of migration. Drawing examples from cultural, architectural, and photographic theories on memory, the author suggests to understand the photograph as a site of memory and of self-reflection in order to reinterpret the relation between photography and urban spaces.
Selbstbilder sowohl von Migrant*innen als auch von Fotograf *innen fangen ihre Orte in Städten ein und kennzeichnen damit ihre Selbstpositionierung in Migrationsräumen. Die Autorin diskutiert Beispiele aus kulturellen, architektonischen und fotografischen Theorien zur Erinnerung und schlägt vor, Fotografie als Ort der Erinnerung und der Selbstreflexion zu verstehen, um die Beziehung zwischen Fotografie und städtischen Räumen neu zu interpretieren.
Editorial
Photographs capture what, without them, would be carried away by the flow of time. Photographs are visual constructions. They create still images of transformation processes. As snapshots of urban change, photographs visualize processes such as migration flows, urban growth, real estate speculation, and the decay of neighbourhoods. By means of photographs, visible sections of reality turn into statements, narratives, documents, and testimonies. Photographic images are an integral part of numerous cultures of knowledge. They belong to the observation and research practices of cultural anthropology, ethnography, and urban sociology. How is the medium of photography used in the analytical and planning practice of urbanism? Which clichés and stereotypes are confirmed or deconstructed? And how much scope is left for artistic inventions?
Fotografien halten fest, was ohne sie vom Fluss der Zeit davongetragen würde. Fotografien sind visuelle Konstruktionen. Sie erzeugen Standbilder von Transformationsprozessen. Als Momentaufnahmen des urbanen Wandels machen Fotografien Migrationsströme, Stadtwachstum, Immobilienspekulation und den Verfall von Quartieren sichtbar. Mittels Fotografien werden sichtbare Ausschnitte der Wirklichkeit zu Aussagen, Erzählungen, Dokumenten und Zeugnissen. Fotografische Bilder sind fester Bestandteil zahlreicher Wissenskulturen. Sie gehören zu den Beobachtungs- und Forschungspraxen von Kulturanthropologie, Ethnografie und Stadtsoziologie. Wie wird das Medium Fotografie in der zugleich analytischen wie auch planerischen Praxis des Urbanismus verwendet? Welche Klischees und Stereotypen werden dabei bestätigt oder dekonstruiert? Und wie viel Spielraum bleibt für künstlerische Erfindungen?
Hiltonculuk und die Folgen.
Die Verbreitung des Internationalen Stils in der Türkei der 1950er Jahre wird oft als unumgängliche Folge der sogenannten Amerikanisierung der Moderne interpretiert. Ein näherer Blick auf die Bedingungen von Berufspraxis und Wissensproduktion in der Architektur zeigt dagegen, dass die Aneignung der Moderne nicht unproblematisch war. Mit Bezug auf die wiederholte Imitation von Istanbuls Hilton Hotel, einem der ersten modernistischen Bauten der Türkei, mokierte sich der Kritiker Şevki Vanlı damals mit dem Begriff „Hiltonculuk“ (Hiltonismus) über eine architektonische Ideologie, die unkritisch von der Mehrheit der Architekten übernommen wurde. Die Autorin spricht dagegen von einem „Alltagsverstand des Modernismus“, um im Affirmativen die gemeinsamen Werte türkischer Architekten zu beschreiben. Bezugnehmend auf Antonio Gramscis Intellektuellenkritik und Karl Mannheims Wissenssoziologie, stellt Kaçel Architekten nicht als kreative, autonome Personen dar, sondern als Intellektuelle, deren Praktiken in Bezug zu den sozialen Beziehungen, in die sie eingebettet sind, analysiert werden müssen.
Hiltonculuk and Beyond.
The spread of the International Style in 1950s Turkey is often interpreted as an inevitable outcome of the so-called Americanization of modernism. A closer look at the conditions of practice and knowledge production in architecture, however, shows that the appropriation of modernism was problematic. Referring to therepeated imitation of Istanbul’s Hilton Hotel, one of Turkey’s first modernist buildings, the critic Şevki Vanlı at the time coined the term “Hiltonculuk” (Hiltonism) to mock an uncritically and widely accepted architectural ideology. Kaçel, in contrast, speaks of “common-sense modernism” to denote in the affirmative the values shared by Turkish architects.With reference to Antonio Gramsci’s critique of intellectuals and Karl Mannheim’s sociology of knowledge, Kaçel depicts architects not as creative, autonomous figures but as intellectuals whose practices need to be analyzed in relation to the social relations in which they are embedded.