Akustik, anverwandelt und angewandt.
Wie hat sich die räumliche Modellbildung der modernen Naturwissenschaften im theoretischen Diskurs der Architektur abgebildet? Sabine von Fischer untersucht den Einfluss von Erkenntnissen aus Raum- und Bauakustik um 1920 auf die Architekturtheorie im Vergleich dreier Texte der Architekten Adolf Loos, Herman Sörgel und Siegfried Ebeling. Mit der Übertragung der physikalischen Schalllehre auf die räumliche Modellbildung waren es nicht mehr allein die ästhetischen Begriffe wie Harmonie und Proportion, welche die Disziplinen Klang und Raum einander gegenüberstellten. Vielmehr erklärten naturwissenschaftliche Modelle, wie sich Schallwellen im gebauten Raum bewegten. Der Transfer neuer akustischer Wissensgrundlagen von der Physik in die Architektur blieb nicht ohne Widersprüche. Loos’ „Das Mysterium der Akustik“ von 1912, Sörgels Baukunst-Ausgabe zu Musik und Architektur von 1925, und Ebelings Der Raum als Membran von 1926 zeigen auf, dass die überlieferten Erklärungsmodelle für musikalische Wirkungen und die Erkenntnisse der modernen Raum- und Bauakustik zuweilen in eine eigenartige Koexistenz traten.