Self-Localization of Migrants and Photographers in Cities via Self-Images

Self-images of both migrants and photographers mark their localities in cities and, thus, their self-positioning in the spaces of migration. Drawing examples from cultural, architectural, and photographic theories on memory, the author suggests to understand the photograph as a site of memory and of self-reflection in order to reinterpret the relation between photography and urban spaces.

Selbstbilder sowohl von Migrant*innen als auch von Fotograf *innen fangen ihre Orte in Städten ein und kennzeichnen damit ihre Selbstpositionierung in Migrationsräumen. Die Autorin diskutiert Beispiele aus kulturellen, architektonischen und fotografischen Theorien zur Erinnerung und schlägt vor, Fotografie als Ort der Erinnerung und der Selbstreflexion zu verstehen, um die Beziehung zwischen Fotografie und städtischen Räumen neu zu interpretieren.

Ambulante Therapie: Psychologien der Pedestrianisierung in New York und Kopenhagen

Wie kommt es, dass Projekte zur Schaffung von Fußgängerzonen ein Milieu der Konvivialität erzeugen konnten, ohne zu einer wirklichen Erweiterung bürger­schaftlichen Engagements beizutragen? Ein Rückblick auf Fußgängerprojekte in New York City und Kopenhagen enthüllt die zentrale Rolle der Psychologie bei der Produktion und dem Erleben öffentlichen Raumes. Psychologische Theorien und experimentelle Techniken liegen den unterschiedlichsten Projek­ten zugrunde, die den öffentlichen Raum im Dienst der Selbstverwirklichung und des Glücks umgestaltet haben, von den zeitweiligen Straßenschließungen im New York der 1970er-Jahre bis Kopenhagens Superkilen und dem fiktiven Steinstadt von heute. Doch die Beförderung des Wohlbefindens im städtischen Raum vollzog sich größtenteils im Dienste wirtschaftlicher Entwicklung und Konkurrenz, nicht des bürgerschaftlichen Engagements. Macht man sich an eine Historisierung der „glücklichen Stadt“, so gilt es die Ansprüche zu über­prüfen, die von Psychologen, Planern und Gestaltern für die Neuerschaffung von Stadtstraßen erhoben wurden.

Kontinuierlich erneuerte Aktualität: Ludwig Mies van der Rohe im Kontext verschiedener Epochen

Die Arbeit Ludwig Mies van der Rohes wird vielleicht mehr noch, als es bei anderen Architekten der Fall ist, immer wieder neu interpretiert. Zu Lebzeiten wäre dies durch Wandlungen im Werk selbst zu erklären, das sich von der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bis zum Ende der Hochmoderne im Zeichen extremer Veränderungen auf allen zivilisatorischen Gebieten entfaltete. Aber auch heute noch verfügt Mies’ Werk über Eigenschaf­ten, die es von den verschiedensten Sei­ten her anschlussfähig halten. Christoph Asendorf reflektiert in diesem Essay aus kulturwissenschaftlicher Perspektive über die Aktualität seines architekto­nischen Oeuvres. Er beleuchtet dabei Mies’ Gratwanderung zwischen scheinbar widersprüchlichen Optionen: zwischen Ordnung und Freiheit, Modernität und Tradition, und konkreter raumbezogen: zwischen Grenzsetzung und Durchlässig­keit, Festigkeit und Fluidität.

Die Bewohner ins Bild rücken.

In diesem Aufsatz untersuchen Ignaz Strebel und Jane M. Jacobs, wie im Großbritannien der Nachkriegszeit versucht wurde, das Leben im Massenwohnungsbau, speziell in seinem Flaggschiff, dem Wohnhochaus, wissenschaftlich zu beschreiben. Der Beitrag beschäftigt sich mit der von der Sozialwissenschaftlerin Pearl Jephcott verfassten und 1971 publizierten Studie Homes in High Flats: Some of the Human Problems Involved in Multi-Storey Housing. Damals wie heute weitgehend ignoriert, eignet sich Jephcotts Studie dazu, die Schwierigkeit aufzuzeigen, mit standardisierten quantitativen Methoden die Beziehung zwischen Architektur und dem Verhalten ihrer Bewohner zu untersuchen. Zugleich entwickelten Jephcott und ihr Team innovative ad-hoc-Methoden, um den Aussagen der Bewohner und der Beschreibung ihres Umfelds gleiches Gewicht zu verleihen. Diese Methoden beinhalten Ansätze einer Alternative zum Paradigma der marktorientierten Zufriedenheitsstudien, welche die sozialwissenschaftliche Wohnforschung bis in die Gegenwart dominieren.

Akustik, anverwandelt und angewandt.

Wie hat sich die räumliche Modellbildung der modernen Naturwissenschaften im theoretischen Diskurs der Architektur abgebildet? Sabine von Fischer untersucht den Einfluss von Erkenntnissen aus Raum- und Bauakustik um 1920 auf die Architekturtheorie im Vergleich dreier Texte der Architekten Adolf Loos, Herman Sörgel und Siegfried Ebeling. Mit der Übertragung der physikalischen Schalllehre auf die räumliche Modellbildung waren es nicht mehr allein die ästhetischen Begriffe wie Harmonie und Proportion, welche die Disziplinen Klang und Raum einander gegenüberstellten. Vielmehr erklärten naturwissenschaftliche Modelle, wie sich Schallwellen im gebauten Raum bewegten. Der Transfer neuer akustischer Wissensgrundlagen von der Physik in die Architektur blieb nicht ohne Widersprüche. Loos’ „Das Mysterium der Akustik“ von 1912, Sörgels Baukunst-Ausgabe zu Musik und Architektur von 1925, und Ebelings Der Raum als Membran von 1926 zeigen auf, dass die überlieferten Erklärungsmodelle für musikalische Wirkungen und die Erkenntnisse der modernen Raum- und Bauakustik zuweilen in eine eigenartige Koexistenz traten.

Vier Glossen.

Scheurer: Computational Writing — Der Traum von der schönen neuen Welt einer Evolution ohne Affen.

 

Schrijver: Synthese als Trost — Ein wichtiger Faktor für das Denken im Machen der Architektur besteht in der Synthese von Können und Wissen.

 

Loukissas: Feuer frei auf das Wissen — Architekten nutzen neue Simulationstechnologien, um bestehende Formen des Wissens zu hinterfragen.

 

Carpo: Leibniz – Elegie für den Keks im Zeitalter der mechanischen Reproduzierbarkeit.

 

Der Architekt als Bricoleur.

Irénée Scalbert nimmt die existenzielle Verwirrung in der Architektur zum Anlass, um sich näher mit der Idee des Architekt-Bricoleurs zu befassen. In den 1970er Jahren entwarfen Kritiker wie Charles Jencks und Colin Rowe unter dem Einfluss von Claude Lévi-Strauss das Bild eines Architekten, der den Schutt der Kultur durchkämmt. Heutzutage, im ökologischen Zeitalter, ist der Architekt mehr Robinson Crusoe denn Gelehrter, der aus dem Wrack der Kultur rettet, was er kann, und sich das, was die Natur bietet, zunutze macht. Der Architekt-Bricoleur, so Scalbert, wird weder modern sein, indem er sich für die Verbesserung des Gemeinwohls einsetzt, noch postmodern, indem er versucht, Sensationelles zu schaffen. Er wird, im Sinne Bruno Latours, vormodern sein, indem er neue wie alte Techniken kreativ nutzt und Umstände und Zufall in seine Arbeit mit einbezieht.

 

Epistemologie der Maschine in der Architektur.

Die zeitgenössische Architektur ist geprägt von radikalen, formalen Experimenten, die vor allem durch Computerprogramme und computergesteuerte Maschinen möglich geworden sind. Diese anspruchsvolle Art der architektonischen Formgebung erfordert die Meisterung der Berechnung räumlicher Geometrien – das heißt ein Entwurfswissen, das vielfach hoch spezialisiert ist und besondere Schwierigkeiten bei der Umsetzung bereitet. Maschinen, einschließlich Computer, bieten die Möglichkeit, dieses Wissen auf anwenderfreundliche, wiederholt abrufbare Art und Weise zu speichern. Derartige Maschinen stellen den Benutzer vor bestimmte erkenntnistheoretische Herausforderungen, indem sie die der Maschine zugrunde liegenden Systeme abstrahieren und den Benutzer von ihrer operativen Logik trennen. Sie erfordern folglich mehr Instrumenten- und weniger Entwurfswissen. Während Architekten heute zunehmend die Beziehung zwischen Entwurfswissen und Instrumentenwissen ausloten, lassen sich aus den im 19. Jahrhundert üblichen, als Entwurfsund Berechnungshilfen genutzten mechanischen Zeichenmaschinen etliche Lehren ziehen. Im historischen Kontext können wir zentrale Bezüge zwischen Instrumentenwissen einerseits und Entwurfswissen andererseits erkennen, welche die Grundlagen für ein Verständnis unseres heutigen, zunehmend mechanisierten Entwerfens bilden.

De Architectura. Zum Inhaltsverzeichnis der Zehn Bücher über Architektur.

Die Zehn Bücher über Architektur sind das älteste, uns überlieferte Architekturtraktat. In diesem Aufsatz unternimmt Bernard Cache den Versuch, Vitruvs Schrift neu zu erschließen. Dabei wird das Inhaltsverzeichnis des Werkes als ein Materialverzeichnis gedeutet. Ausgehend von der Struktur des Vitruv’schen Werkes entwickelt Cache einen Spannungsbogen, der von amorpher Materie bis zum ausgeklügelten Fügen von Bauteilen führt. Dabei würdigt der Autor die  Ingenieursleistungen der Antike und zeigt auf, welches mathematische Wissen zur Berechnung von Kriegsmaschinen und Sonnenuhren in Anschlag gebracht wurde.

Vergesellschaftung und der „MacGuffin“.

Ausgehend von der kollektiven Natur von Wissensentwicklung untersucht der vorliegende Essay verschiedene Angebote der Soziologie, um der Idee der architektonischen Innovation näherzukommen. Mit Bezug auf Georg Simmels Unterscheidung zwischen Vergesellschaftung und Sozialisierung stellt der Autor einen theoretischen Rahmen auf, um sowohl den Geniebegriff in als auch deterministische Modelle der Architektur zu überwinden.