Candide No. 9 — 6/2015 — Begegnung
Das Grau des Himmels
Bilder sind seit jeher elementarer Bestandteil architektonischen Wissens. Die Prozesse des Entwerfens, aber auch die Legitimation, Speicherung und Transmission historischer wie theoretischer Informationen basieren auf bestimmten Bildpraktiken. Ebenso wiederkehrend sind, seit Vitruv die ungenaue Begrifflichkeit der scaenographia als essenzielle Darstellungsart kanonisierte, Diskussionen über die Zulässigkeit perspektivisch-realistischer Bilder in der Architekturpraxis. Mit dem Aufkommen digitaler Werkzeuge erreichen die Visualisierungen von geplanter Architektur nicht nur einen nie dagewesenen Realismus, sondern erweitern zudem die Möglichkeiten der Manipulation und führen zu neuen ästhetischen Ausdrucksweisen. Auch im Hinblick auf das seit geraumer Zeit existierende wissenschaftliche Interesse an Eigenlogik und Funktionsweise der Bilder (iconic turn), geben diese Werkzeuge und die durch sie entstehende digitale Ästhetik Anlass, die neue architektonische Bildlichkeit zu befragen.